Webers Renee fängt
frischen Fisch oder die (fast) unendliche Geschichte eines Heilbutts
der nicht nach Deutschland wollte
Es war einmal ein kleines Mädchen, welches unbedingt ihren eigenen
Fisch fangen wollte..so begab es sich nach Homer – Alaska und
bestieg ein Fischerboot zusammen mit ein paar erfahrenen Fischern und
ca. 15 anderen fischfreudigen Fremden. Man gab ihr eine große
schwere Angel in die kleinen zarten Hände, erzählte ihr in blitzschnellem, genuscheltem Englisch wie man einen Heilbutt fängt
und überließ sie dem Schicksal...
So oder so ähnlich ist der Beginn meiner Geschichte und hier die
knallharten Fakten wie man einen Fisch fängt, ihn mehrere Tage
gefroren durch Alaska transportiert und ihn halb legal nach
Deutschland schmuggeln lässt:
Man versucht trotz starker Strömung die schwere Angel
festzuhalten, mit dem Blei den Grund zu
finden (hört sich einfach an, aber ich habe ca. ne halbe Std
gebraucht bis ich sicher war wie es geht), sich nicht mit anderen
Angelruten zu verheddern (was bei starker Strömung unmöglich ist),
sich möglichst schnell alle relevanten Fischereiausdrücke in
Englisch zu merken, die Angel auch wenn sie immer schwerer wird
weiter festzuhalten, dem Meer zu vertrauen dass bald ein Fisch vorbei
kommt und Hunger hat, die Angel trotz Kräfteschwund festzuhalten
wenn der Fisch endlich anbeißt, den Kampf mit dem Ungeheuer an der
Rute zu gewinnen, die >70m Leine samt Fisch gegen seinen Willen
mit einer Hand einzuholen, dabei beim Kräfteschwund die Kurbel nicht fluchend ins Meer
zu werfen, niemals aufzugeben und am Ende den leider viel zu kleinen
Miniheilbutt wieder zurück ins Meer zu werfen (mehr oder weniger
unverletzt, nennt sich Catch and Release). Das ganze dann nochmal bis
was Größeres anbeißt...usw.
Nach ca. 2 Std hatte ich dann meine 2 Heilbutt (man darf max. 2 Fische
behalten) mit insg. 25 Pfund gefangen und diese wurden dann für mich
auf dem Boot fachmännisch in ca. 1,5 min pro Fisch blitzfiletiert
(tolles Video, aber ein bissl groß zum Hochladen) und kühl gelagert. Wieder zurück an Land wurden die
ca. 7 kg Filet dann von einer Fischverarbeitungsfirma gereinigt und in 1 Pfund Portionen
blitzeingefrostet. Dies war am 15.08. Da wir bis zum 17.8. in einem
auswärtigen Adventure Camp waren, wurde der Fisch für mich gefroren
bis zu meiner Rückkehr aufbewahrt. Und dann der Schock: „We don´t
do international shipment, sorry“. „No, we cannot help you to
arrange this“, „No, we DONT WANT TO HELP YOU“. So ungefähr die
Reaktionen der Fischverarbeitungs Company die groß damit wirbt „We
do Express over night shipping“. War etwas leichtsinnig von mir
anzunehmen, dass man im 21. Jahrhundert in einem so
unfortschrittlichen Land wie den USA etwas Gefrorenes nach Europa
versenden kann, man kann aber auch naiv sein..
Ok, Plan B: Bei FedEx angerufen (danke Dave!)..Ergebnis: „We do international
shipment, but not for frozen goods. No, we cannot tell you who does
ist. No, no, no....“.
Ok, Plan C: Die gefrorenen Fischfilets abgeholt und in einer völlig überteuerten Shipping
Box (= Styroporbox mit Deckel in Pappcarton) mit Kühlpacks verpacken lassen. Nach ein paar Std Fahrt im
Supermarkt Paketband und Trockeneis gekauft. Ich fands lustig,
dass man in USA einfach an jeder Kasse Trockeneis bekommt. Es gibt sogar ne total ausführliche Sicherheitseinweisung wenn man das Trockeneis dann einfach in ner Plastiktüte erhält: "do not touch", haha, ach was?!..Dann also die Box geöffnet und mit Trockeneis aufgefüllt, zugeklebt.
Dabei habe ich erstmal festgestellt, dass die nette „hilfsbereite“
Fischfirma mir KEINE Kühlpads (die ich natürlich bezahlt hatte) in
die Box gelegt hat. Weiß auch warum, in der Box war kaum Platz für was Anderes als den Fisch, d.h. die Kühlpads hätten da niemals reingepasst. Gott sei Dank habe ich sie aufgemacht...immerhin
waren es noch 1,5 Tage bis Anchorage und im Truck war es nicht gerade
kühl.
In Anchorage angekommen wurde der immer noch gefrorene Fisch
in eins der drei riesigen Gefrierfächer des Hostels gepackt und dort
bis zum Abflugtag am 20.08. gelagert. Habe alle paar Std kontrolliert
ob auch niemand meinen tollen Fisch klaut, hatte nämlich nachts
geträumt ein Tiger hätte den ganzen Fisch aufgefressen..:D
Am 20.08. wollte ich mich dann eigentlich mit einem Freund treffen,
der zufällig zur gleichen Zeit in Anchorage war und am 20.8. mit
Condor nach Frankfurt zurück flog. Vielleicht sollte ich dazu sagen,
er war der Pilot der Maschine ;) Geplant war, dass er morgens im
Hostel mit seinem Mietwagen vorbei kommt, wir dann zusammen irgendwie
Trockeneis besorgen, das Paket neu präparieren und er es dann mit
nach Deutschland nimmt. Leider war sein Jetlag so groß, dass er den
Mietwagen canceln musste, um sich auszuschlafen. Da ich nicht für eine Notlandung der Maschine verantwortlich sein wollte, habe ich dies natürlich respektiert ;) Diese kurzfristige
Info erreichte mich allerdings am Abend vor meinem Abflug, sodass ich wieder einen
neuen Plan brauchte. Also hieß es am nächsten Tag früh aufstehen,
recherchieren wo es in Anchorage Trockeneis gibt (leider war dies
diesmal aufwendiger als gedacht, weil die Supermärkte wegen
Nebensaison keins mehr hatten) und sich einen flexiblen Taxifahrer
organisieren. Da ich ja zum Flughafen musste, wurde erstmal
alles gepackt, ausgecheckt und der Fisch wieder in seiner Shippingbox
mit ins Taxi genommen. Der Taxifahrer hat etwas amüsiert ausgesehen..Ich habe dann Gott sei Dank eine Sea Food Company
am Rande der Stadt gefunden, die Trockeneis verkauft und dort gings
dann als erstes hin, um die Box wieder aufzufüllen. Netterweise
haben sie mir die Box dann auch fachmännisch versiegelt und
eingeschweißt, was definitiv besser aussah als mit meinem im Walmart
gekauften Paketband. Dann gings zum Hotel des Jetlag geplagten
Piloten, der die Rezeption bereits vorgewarnt hatte, dass jemand ein
Paket für ihn mit „Kühlware“ abgeben würde. Dies habe ich dann auch
getan und das nette Hotel hat sich sogar bereit erklärt die Box bis
zum Abflug meines Freundes, der erst in ca. 10 Std war, im Gefrierraum der Küche zu
lagern. Sehr nett! Danach musste ich dann zum Flughafen in der
Hoffnung, dass der Fisch es auch ohne Zollpapiere und Co nach
Frankfurt schaffen wird...nach dem Aufwand..
Und was ist passiert? Der liebe Zollbeamte war nicht amused, da
abgesehen von den fehlenden Papieren auch die Menge (das Paket wog
ca. 10kg) etwas höher als die erlaubten 1kg Einfuhrmenge pro Person
war. Wie Chris es dann gemacht hat, weiß ich nicht, ich glaube er
hat die 10kg dann auf seine ganze Crew umgelegt (ob die wollten oder nicht) und dem Beamten so
lange das Ohr abgeschwatzt bis dieser einfach aufgegeben hat. Auf jeden
Fall hat es der Fisch tatsächlich unaufgetaut bis in die hessischen
Gefriertruhen in Groß-Gerau geschafft, wo er nun auf den Schaadchen
Transport nach Laupheim wartet. Wahrscheinlich vergisst Alex dabei die Kühlbox und der Fisch taut dann innerhalb der 3 stündigen Fahrt
nach Süden auf, aber immerhin hat er es bis Deutschland geschafft ;D
Probiert hatte ich ihn übrigens zusammen mit den anderen
Tourteilnehmern auch schon in Alaska und er war wirklich super.
Selbst Evelien, die Fisch hasst, hat mit Genuss 2 große Stücke
gegessen, das will was heißen! Ob er nach dem ganzen Hin- und Her
noch genauso mundet, werde ich demnächst erfahren wenn Alex und
seine Familie sich ein Fischdinner gönnen werden...guten Appetit!
Plätze suchen, mit Angel vertraut machen und Köder (siehe Mitte) anhängen...
Dave beim Angeln
Renee beim Angeln
Mary beim Angeln: Spannung bis zur letzten Minute als sie doch noch ihren 2. Fisch an der Angel hatte..
Da hat wer angebissen...
Relaxen nach erfolgreicher Beute
Mary war so erschöpft, dass sie ihre Fische gar nicht mehr anheben konnte fürs Foto..
Blitzfiletieren: genau 1.5 min / Fisch