Donnerstag, 31. Oktober 2013

Die Inside Passage: mit der Faehre von Alaska nach Kanada (23.08.-28.8.)

Am Fährhafen angekommen, konnte ich auch schon gleich die Fähre besteigen und meine Kabine in Empfang nehmen. Eigentlich braucht man keine Kabine, da man auch an Deck umsonst mit seinem Schlafsack schlafen kann. Dies ist natürlich die billigste Variante, allerdings doch recht kühl und auch je nach Ausrüstung etwas unbequem. Der Hauptgrund allerdings warum ich mir eine Kabine geleistet habe, war der, dass ich keine Lust hatte die ganze Zeit nach meinem Gepäck zu gucken. Also hatte ich mir bereits ein Bett in der billigsten Kategorie (geteilte Innenkabine ohne Fenster) für die 2 Nächte von Juneau nach Prince Rupert gebucht. Schon als ich die Fähre bestieg fiel mir auf, dass fast nichts los war. Wo sind all die Passagiere? Eigentlich sollte diese Route ja ziemlich ausgebucht sein..war sie aber wohl nicht. Obwohl die letzte Fähre, die diese Route 2 Tage zuvor fuhr, fast ganz ausgebucht war, war auf dieser hier fast nix los. Glück für mich, denn so gingen mir keine 100 Touris auf den Geist und ich bekam ein freies Upgrade auf eine Außenkabine mit Blick aufs Meer, natürlich ohne Zimmergenosse - Yippieh. Sogar mit eigenem Bad (Dusche und WC) und genug Platz für alles - toll. Hat ja schon mal gut angefangen, so kanns weiter gehen.
Nachdem ich alles soweit in meinem Zimmer verstaut hatte, habe ich mir das Schiff angeguckt. Neben einigen Sitzlounges mit Blick aufs Meer gabs auch einen Kinoraum (der allerdings nur zu bestimmten Zeiten komische Filme zeigte), ein Restaurant mit gemäßigten Preisen und durchaus essbarem Futter, einen Spieleraum, eine Bar, ein Sonnendeck und angenehme Ruhe und die Möglichkeit auf jeder Ebene ganz rund ums Boot zu Laufen. Ich würde schätzen, dass insg. ca. 30 Gäste auf der Fähre waren, sehr angenehm. Auf dem Sonnendeck, auf dem man auch kostenlos sein Nachtlager aufschlagen konnte, haben dann immerhin ca. 6 Leute übernachtet. Unter anderem 3 Deutsche (Ende 20, Anfang 30), die extra ihren Job gekündigt hatten, um eine Weltreise zu machen. Die haben halt nicht so einen Luxus wie ich :) Man traf sich also ab und zu zum Lunch im Restaurant und hat sich zwanglos unterhalten, sehr stressfrei. Zwischendurch hat man sich an Deck die oft mehr als 10 Wale angeguckt, die ständig neben dem Schiff herschwammen oder man hat sich mit etwas Musik und einem heißen Tee in den Puzzleraum verzogen und entspannt ein 1000 Teile Puzzle gepuzzelt, hatte ich schon ewig nicht mehr gemacht. Das Wetter war ok, hätte aber besser sein können. Nur etwas Regen aber sehr sehr bewölkt. Daher habe ich auch nicht so viele Bilder gemacht, da es einfach unmöglich war die trotzdem beeindruckende Landschaft mit der Kamera bei dem diesigen Wetter festzuhalten.
Es wurde einem kaum langweilig einfach an Deck zu stehen und sich die vorbei ziehenden Berge und Wälder, Wasserfälle und Wale anzugucken.  Hat mir alles in allem sehr gut gefallen und war jeden Dollar wert. Es wurden auch mehrere Stops gemacht, unter anderem in Sitka, Kake, Petersburg und Ketchikan bevor wir dann nach 2 Tagen in Prince Rupert (Kanada) ankamen. Leider waren die Stops oft nachts und auch nur 30-45 Minuten lang, sodass es sich nicht lohnte das Schiff zu verlassen.
In Prince Rupert musste ich dann erstmal nach Kanada einwandern. Aber nachdem ich ja die USA so einfach gemeistert hatte und das ohne Rückflugticket, konnte Kanada ja kein großes Problem sein..oder doch? Naja, Problem würde ich es nicht nennen, aber ich war trotzdem etwas unvorbereitet als der Grenzbeamte mich ca. 20 Minuten befragte, was echt lang ist. Es schien, dass er sich imer neue Fragen ausdachte weil ihm irgendwie langweilig war...wär ja nur halb so schlimm wenn ich das Ganze nicht mit meinen 30kg aufm Buckel hätte überstehen muüssen..Nerv..aber am Ende durfte ich dann rein, musste aber versprechen nicht per Anhalter zu fahren, da seit einiger Zeit auf dem Highway von Prince Rupert nach Prince George (Haupthighway in Richtung Osten, den viele Touris per Anhalter nehmen) viele junge Frauen verschwinden. Als Beweis durfte ich mir dann auch das Vermisstenboard angucken, an dem tatsächlich einige Fotos junger Frauen und Mädchen hingen, die vermisst wurden. Sah sehr traurig aus.. auf meine Frage ob man schon eine Idee hat wo die ganzen Frauen hin verschwinden hieß es, dass man von einem Serienkiller ausgeht und der Highway deshalb den Namen "Highway of tears" erhalten hat. Ok, ich fahre definitiv hier nicht per Anhalter. Hatte ich ja eh nicht vor, da es ja in 2 Tagen mit der nächsten Fähre Richtung Vancouver Island weiter geht. Also kein Problem, aber trotzdem etwas beängstigend.
Endlich eingewandert habe ich dann auf meinen vom Hostel angebotenen Pick up Service gewartet, leider vergeblich. Das Telefon und der ATM im Eingangsbereich des Fährterminals waren leider auch defekt, also blieb mir nix anderes übrig als einen älteren Herrn, der gerade in sein Taxi stieg zu fragen, ob wir uns das Taxi teilen und unterwegs an einem ATM anhalten können. Das Hostel war allerdings bis auf den missglückten Pickup Versuch ein voller Erfolg: tolle ruhige Zimmer, super ausgestattete Küche, schöner Garten und nette Atmosphäre.  Hatte ein paar Tage zuvor in Juneau meine 1. Nacht im Hostel in Prince Rupert von einem Dorm in ein Einzelzimmer umgebucht, da ich nach dem ganzen Geschnarche endlich mal eine Nacht Ruhe für mich wollte. Damals konnte ich ja nicht wissen, dass ich so eine Luxuskabine auf der Fähre bekommen würde..also hatte ich die erste Nacht in Prince Rupert ein schönes aber leider teures und unnötiges Einzelzimmer, das ich mir hätte sparen können und die 2. Nacht war dann in einem 2-Bettzimmer, zusammen mit einer netten Schweizerin für die Hälfte des Preises. Ein großer Supermarkt war auch gleich um die Ecke, in dem man Alles zu fairen Preisen bekam. Sogar lecker Sushi..mjam..
Nach dem Einchecken war es bereits Abend (hatte ja einige Zeit durchs Warten auf den nicht kommenden Pick up Service verplempert) und während ich in der Küche mein Dinner zu mir nahm, traf ich Matthias, einen 22 jährigen Ami, der die letzten Wochen in Alaska auf Fischerbooten angeheuert hat und in 2 Monaten ca. 30000 USD verdiente. Wow. Er sagte aber auch, dass die Arbeit so hart war, dass er definitiv ein paar Jahre früher sterben wird und dass man das nicht oft machen kann. Ok, aber der Stundenlohn scheint trotzdem nicht schlecht..er hatte wohl auch Glück weil die Fangquote (man wird prozentual am Fang beteiligt) wohl dieses Jahr außergewöhnlich hoch war. Nun ist er auf dem Weg in die Rockies zum Wandern und dann will er die nächsten Monate von Südamerika die gesamte Westküste zu Fuß in die Staaten zurück legen. Insgesamt hatte er ein paar interessante Geschichten zu erzählen was für seine zarten 22 Jahre echt beeindruckend war. Nach einiger Zeit gesellte sich ein anderer Ami dazu (Dylan, 24 Jahre, Biologe und gerade von seinem Walforschertrip zurückgekehrt) und wir hatten ein echt interessantes Gespräch über das Reisen, die deutsche und amerikanische Politik, Berufsunfähigkeit und Sozialsysteme im Allgemeinen. Und da soll mal einer sagen, dass die Amis oberflächlich seien, die beiden Jungs waren für ihr Alter auf jeden Fall sehr gut informiert und auch definitv interessiert. Und was die in ihrem Alter schon alles erlebt hatten, Halleluja. Dagegen ist mein Trip ja fast langweilig..
Am nächsten Morgen hat sich endlich mal wieder die Sonne etwas blicken lassen und ich habe schön im Garten gefrühstückt bevor ich mir dann ein bisschen die kleine idyllische Hafenstadt angeguckt habe. Während ich so im Park mit meinem Sushilunch sitze und die Aussicht auf die Stadt von einem Hügel aus genieße, kommt ein Mädel angerannt (ca. 16-18 jahre) und fragt ob oich 20 Dollar verloren habe. Sie hätte sie auf der Straße gefunden. Ich verneinte und das Mädel, welches offensichtlich beim Joggen war, verschwand wieder.  Minuten später stand sie wieder vor mir und  sagte sie kann niemanden finden, dem die 20 Dollar gehören, hält sie mir hin und sagt ich soll mir nen schönen Tag machen ("Enjoy your day"). Was?? Ich musste sie bestimmt 2 Minuten davon überzeugen, dass mir das Geld nicht gehört und sie es einfach als  Finderlohn behalten kann. Man, da hat sie sich aber am Ende gefreut, auf die Idee ist sie vorher gar nicht von selbst gekommen..was für eine unverdorbene Jugend es doch noch gibt!
Zurück im Hostel habe ich dann den Abend damit verbracht nach Workstays in Vancouver Island zu suchen, um ein bisschen Geld zu sparen und Leute kennen zu lernen. Hatte ja ab hier gar keinen Plan mehr wo ich überhaupt hin will..Habe auch was Interessantes gefunden, aber dazu mehr im Post zu Vancouver Island :)

Am nächsten Morgen ging es dann mit dem Taxi um 5:30 zur nächsten Fähre Richtung Kanada durch die eigentliche berühmte Inside Passage.Gut gelaunt bestieg ich die Fähre in der naiven Annahme eine ähnlich angenehme Atmosphäre wie auf der Alaskan Ferry vorzufinden..aber schon auf dem Weg zum Schiff wurden mir einige Unterschiede bewusst, vor allem die vielen großen Reisebusse, die neben mir her fuhren und ebenfalls das Schiff ansteuerten..:-/ Schnell wurde mir klar, dass diese Fähre dann doch ein paar mehr Passagiere haben wird. Ok, wird schon nicht so schlimm werden. Während des Wartens auf das endgültige Öffnen des Passagierdecks wurden die Menschenmassen allerdings so groß, dass ich mir etwas Sorgen machte einen anständigen Platz zu bekommen. Diesmal hatte ich ja keine Kabine. Und es war tatsächlich so, dass sobald das Tor geöffnet wurde die Meute los sprintete um einen heiß begehrten Sitzplastz am Fenster einer Sitzlounge zu bekommen. Gott sei Dasnk war ich trotz meines Gepäcks schnell und habe einen guten Platz ergattert vor einem schönen großen Fenster mit genug Platz mein Gepäck nebenan zu stellen. Die BC Ferry war wesentlich größer und komfortabler, aber leider für meinen Geschmack zu touristy ausgestattet. Was mir an der 1. Fährfahrt so gut gefallen hat, hat hier leider gänzlich gefehlt. Alles war auf Massentourismus ausgelegt und man hatte die Wahl zwischen einem teuren All U Can Eat Buffet im schicken Touri-Restaurant oder nur nen Burger im Gästecafe. Anderes Essen gabs nicht, weil die Touris ja das Buffet buchen sollten. Damit man das Essen auch nicht vergisst wurde ständig über die Lautsprecher durchgegeben wann das Buffet startet und was es alles gibt. Und das nicht nur in Englisch sondern natürlich auch auf Deutsch für die ca. 300 Deutschen, Schweizer und Österreicher, die mit den Pauschalbussen ankamen. Durchschnittsalter ca. 55+ Jahre, nicht lustig. Ich glaube auf dem gesamten Schiff waren 10 Backpacker, wenns hoch kommt. Nach dem 1. Schock habe ich mir dann erstmal das Boot angeguckt, leider war das Wetter so schlecht und es hat meistens geregnet, sodass die Sicht leider nur bescheiden war. Zurück von meiner Schifferkundungstour sitzt auf einmal ein alter Sack auf meinem Platz..nee, so nicht. Nachdem ich ihn höflich auf Englisch darauf aufmerksam gemacht habe, dass dies mein Platz ist (er hatte einfach mein Gepäck und Co weggestellt), guckte er mich nur verständnislos an und tat so als ob er mich nicht versteht..ach klar, die alten Ösis können kein Englisch..muss man ja auch nicht in Alaska..Gott sei Dank kann ich aber auch Deutsch..hehe. Endlich wieder auf meinem Plasz sitzend, wollte ich dann die verregnete aber trotzdem schöne Aussicht mit ein bisschen entspannender Musik aus meinem MP3-Player genießen. Leider war ich etwas zu langsam und schon hatten mich meine Sitznachbarn in ein Gespräch vertieft. Ein älteres Ehepaar aus Österreich, nastürlich ebenfalls dem Pauschalreisebus entsprungen und unglaublich mitteilsam. Nach ca. 40 Minuten Monolog des Ehegatten über seine Lebensgeschichte habe ich mich dann mit der Notlüge, ich müsste mal aufs Klo geflüchtet und mich lieber mit meiner Musik in den Nieselregen aufs Deck gestellt. 10 Minuten später..wer steht auf einmal neben mir? Genau, der Ösi-Opa und quatscht mir wieder das Ohr ab. Frage mich wie lange er gesucht hat, denn das Schiff ist ja nicht soo klein gewesen.. Nachdem ich mehrmals auf meine Kopfhörer gezeigt habe um ihm zu verstehen zu geben, dass ich Musik höre und ihn gar nicht verstehe, hat er trotzdem weiter geredet. Ok, egal. redet er halt mit der Wand..kann ich auch nix für. Die waren echt anstrengend. Daher war ich auch trotz der schönen Landschaft froh, als die Fahrt nach 15 Std vorrüber war.
Endlich in Port Hardy auf Vancouver Island angekommen, gabs dann Gott sei Dank nachts um 23:30 noch einen Shuttlebus in die Stadt, der einen für 5 Dollar direkt zum Hostel oder Hotel fuhr. Im Hostel habe ich dann in mein 12-Bettzimmer eingecheckt, in dem ich dann ganz alleine war und mich wieder von dem Dauergequatsche, an das ich wohl nicht mehr gewöhnt war, erholen konnte. Hallo Vancouver Island, hier bin ich.

Alaskan Ferry (von Juneau nach Prince Rupert)

Meine Außenkabine..
..mit eigenem Bad..
..und Blick aufs Wasser.

Schiffskino

Eine der Sitzlounges

Ausblick vom Deck
Schlafdeck für Leute ohne Kabine, fast leer!








Hostel in Prince Rupert
Prince Rupert City: überschaubar
Hafen (Cow Bay)


Strecke der BC Ferry (von Prince Rupert nach Port Hardy)

Fährausblick BC Ferry


Tourisitzlounge (gerade leer, weil Buffet eröffnet..
Schöne Landschaften bei bescheidenem Wetter..









2 Kommentare:

  1. Anstatt zu puzzlen oder Dich mit Ösi-Rentner zu unterhalten hättest Du Nase besser mal Blog-Einträge (vor)geschrieben. ;-)

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